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21.05.2014: Magnus Carlsen - Schach und Show

Zum Artikel

18.12.2014: Etikette am Schachbrett

Zum Artikel

17.11.2014: Zwischen Micky Maus und Monty Python

Wie ist er so der Schachweltmeister. Die FAZ hat recherchiert. Zum Artikel

04.11.2014: Carlsen oder Anand

Eine Analyse über die Chancen bei der anstehenden WM in Sotschi. Zum Artikel

12.08.2014: Iljumschinow wiedergewählt

Die Zeit beleuchtet die Präsidentenwahl im Weltschachbund. Zum Artikel

30.07.2014: Ärger in der Familie

Johannes Fischer analysiert die Machtstrukturen und Politik der FIDE. Zum Artikel

20.06.2014: Ist Schach ein Sport?

Neuer Artikel von Ilja Schneider anlässlich der Streichung der Sportförderung für eine Sportart, deren Charakter als solche bezweifelt werden kann, die noch nie nach ner 6 Stundenpartie so erschöpft waren, dass sie das eigene Auto nicht mehr gefunden haben. Link zum Artikel

23.05.2014: Spielen wie der Weltmeister

Im schon öfter an dieser Stelle erwähnten Zeit Blog gibt es mal wieder einen neuen Artikel. Viel Spaß beim lesen!

09.04.2014: Artikel im Zeit Blog, heute über den OSG Baden-Baden

Ab und zu geschieht es doch, die von einem Großteil der Bevölkerung doch als recht skurile angesehene Sportart Schach findet Berücksichtigung in der Berichterstattung einer überregionalen Tageszeitung. In der Blog Sektion der Zeit verfassen IM Ilja Schneider und andere Autoren regelmäßig Artikel über das Schachgeschehen. Heute erschien ein lesenswerten Artikel über einen der größten, reichsten und damit erfolgreichsten Schachvereine Deutschlands verfasst. Viel Spaß beim lesen! Zum Artikel

09.08.2013: Schach Kompakt

Eine weitere interessante Schachseite ist ab heute in unserer Links Kategorie zu finden. www.schach-kompakt.de. Dort findet man neben Nachrichten über den Schachsport weltweit auch eine Reihe interessanter Statistiken über jeden registrierten Schachspieler, die aus der DWZ Datenbank des Deutschen Schachbundes gespeist, aber hier deutlich übersichtlicher dargestellt werden. Außerdem kann man z.B. schauen wie die Titelträger auf die Welt verteilt sind, welches da aktivste Bundesland ist, usw.

Sicher lohnend mal vorbeizusurfen!

Expert Chess Strategies.com

Der Autor seiner Schachwebsite bat darum sie in unsere Linksammlung aufzunehmen. Dem Wunsch zu entsprechen fiel nicht schwer, da sie Inhaltlich wirklich interessant ist. Nicht nur, dass anfängergerecht gut zusammengefasst ist worauf man beim Schachspiel achten muss (eine Stufe über der Fragen "wie ziehen die Figuren?"), man kann sich zum Beispiel dort exemplarisch die gängigsten Eröffnungen thematisch sortiert anschauen und dazu beispielhaft Großmeisterpartien direkt im Browser nachspielen. Kurze Trainingslektionen und Onlinepartien gegen den Computer werden ebenso angeboten. Jetzt wo die Saison vorbei ist das Gebotene eine gute Möglichkeit die Sommerpause schachlich zu überbrücken.

Urteil: Interessant! Link

Unmenschliche Züge - Betrug im Schachsport

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat sich in einem lesenswerten Artikel mit der Frage beschäftigt, wie sich die einfache Verfügbarkeit von Schachprogrammen auf Kleincomputern auf den Schachsport auswirkt. Der Artikel findet sich unter diesem Link auf der Seite der FAZ.

Expert Chess Strategies.com

Der Autor seiner Schachwebsite bat darum sie in unsere Linksammlung aufzunehmen. Dem Wunsch zu entsprechen fiel nicht schwer, da sie Inhaltlich wirklich interessant ist. Nicht nur, dass anfängergerecht gut zusammengefasst ist worauf man beim Schachspiel achten muss (eine Stufe über der Fragen "wie ziehen die Figuren?"), man kann sich zum Beispiel dort exemplarisch die gängigsten Eröffnungen thematisch sortiert anschauen und dazu beispielhaft Großmeisterpartien direkt im Browser nachspielen. Kurze Trainingslektionen und Onlinepartien gegen den Computer werden ebenso angeboten. Jetzt wo die Saison vorbei ist das Gebotene eine gute Möglichkeit die Sommerpause schachlich zu überbrücken.

Urteil: Vorbeisurfen lohnt sich! Link

www.expertchessstrategies.com - Auf der Website kann man beispielsweise einige Partien Magnus Carlsens im Browser nachspielen (Java basiert).


Andrew Martin - The Budapest Gambit

Wenn jemals der Titel "Bester Schachpädagoge" verliehen werden sollte, Andrew Martin hätte wohl gute Chancen darauf. Nach DVDs zu der skandinavischen Eröffnung und zur Aljechin Eröffnung habe ich mir diesmal seine Trainings DVD zum Budapester Gambit angeschaut und muss sagen, sie ist auch wieder sehr gut gelungen.

Das erfolgreiche Konzept wird weiter geführt. Zuerst gibt es Kommentare zu ein paar besonders bemerkenswerter Partien, die einerseits die Anfänge des Eröffnungsgebrauchs auf Großmeisterebene, andererseits entscheidende Fortschritte in der Eröffnungstheorie illustrieren sollen. Nach diesem Einstieg werden systematisch die gängigsten Eröffnungsideen vorgestellt, wobei Andrew Martin wie schon in seinen anderen mir bekannten DVDs eine ökonomische Vorgehensweise wählt. Er versucht immer praktisch zu bleiben, nicht alle Nebenvarianten ausgiebig zu beleuchten, sondern sich auf ein paar Hauptideen zu beschränken, die dann aber auch sehr genau und meiner


Ansicht nach treffend vorgestellt und bewertet werden. Der Fokus liegt dabei immer auf dem mittelstarken Vereinsspieler, für seine Perspektive werden praxisnahe Ratschläge gegeben, die auch ohne stundenlanges Variantenlernen erfahrungsgemäß gut in der Praxis anwendbar sind. Andrew Martin dabei sehr gut den Mittelweg zwischen zu großer Ausführlichkeit und zu schnellem Vorangehen. Weitere Exkursionen in die Tiefe der Varianten sind bei Bedarf mithilfe der mitgelieferten Datenbank möglich.

Auch sprachlich ist die DVD für jeden, der einigermaßen des Englischen mächtig ist, gut verdaulich. Andrew Martin müht sich redlich, meiner Meinung nach erfolgreich um verständliche Artikulation. Wer schonmal DVDs einiger russischer GM-Koryphäen geschaut hat und ihr Englisch ertragen musste, weiß dies zu schätzen.

Ich habe die DVD gekauft, um mir eine überraschende Variante gegen 1. d4, 2. c4 anzuschauen. Meine Erwartungen wurden dabei mehr als erfüllt. Ich kann sie nur jedem weiter empfehlen, dem die üblichen gespielten Varianten gegen diese gängige Eröffnung zu langweilig werden.

Markus Schirmbeck

The Budapest Gambit - Bildschirmfoto direkt aus dem Programm. Hier die Variante mit Lc5. Die hochinteressante Variante mit a5, Ta6 und dem Turmschwenk nach h6 wird in einer der nächsten Abschnitte behandelt.


BBC Dokumentation über den Schachsport in Indien

Die BBC hat anlässlich der gerade stattfindenden Weltmeisterschaft zwischen Anand und Gelfand einen kleinen Bericht über den Schachsport in Indien veröffentlicht. Die 5 sehr interessanten Minuten können unter diesem Link angehört werden.

Zwei englische Endspielbücher zum Schnäppchenpreis!

Der günstige Dollarkurs macht es möglich - englische Schachbücher sind zur Zeit zum Teil deutlich günstiger als noch vor einiger Zeit. Und weil Geiz ja geil und wir alle nicht blöd sind, habe ich mal zwei verhältnismäßig günstige Bücher, eine Neuerscheinung und ein ca. ein Jahr altes Werk mal etwas genauer unter die Lupe genommen.

Der 42-jährige griechische Großmeister Efstratios Grivas ist bis jetzt als Autor nur mit einigen mäßig erfolgreichen Publikationen auf dem Schachmarkt tätig gewesen. Vielen Trompowsky-Anhängern ist er sicher zumindestens vom Namen her bekannt, da eine derzeit populäre Variante nach ihm benannt ist. Jetzt ist beim britischen Schach-Multi-Label Everyman Chess ein Endspielbuch unter dem Titel Chess Endgames - Mastering the basics erschienen, ergänzend dazu gibt es auch noch einen Fortgeschrittenen-Band von Glenn Flear, auf den ich hier aber nicht eingehen möchte. Das Buch des Griechen beinhaltet alle wichtigen Endspiel-Basics: Natürlich sind die wichtigen Turmendspiele (Philidor-, Lucena-, Vancura-, Etc.-Positionen) ausführlich gewürdigt. Dieses Buch ist nach Endspielarten gegliedert, zunächst mit den Bauernendspielen vielleicht die wichtigsten , später darauf aufbauend Turm-, Damen- und Leichtfiguren-Endspiele. Was mir bei diesem Buch gut gefallen hat, ist die große Anzahl an Diagrammen. Auch, wenn man das Buch einmal so ohne Brett zur Hand nimmt, lohnt es sich darin zu lesen, da man aufgrund der Diagramme schon viel versteht, ohne alles
nachzuspielen. Am Anfang eines Kapitel listet der griechische GM die wichtigsten Faustregeln für das jeweilige Endspiel auf, es lohnt sich bereits, sich diese einzuprägen.


Das Buch kostet bei einem Umfang von gut 300 Seiten bei einem großen deutschen Buch- und Medienversand 17,99 Euro incl. Versand und ist so eine günstige und gute Anschaffung. Englischkenntnisse sollten natürlich vorhanden sein.

Noch besser gefallen hat mir aber "The complete Endgame course" von dem US-amerikanischen Autor Jeremy Silman. Jeremy Silman ist ehemaliger Trainer der US-Juniorennationalmannschaft und hat schon viele Bücher über Schach geschrieben. Diese erfreuen sich besonders in den USA großer Beliebtheit. Rein optisch ist Jeremy Silman eine 70er-Jahre Stil-Ikone: Vorne kurz, hinten lang, Oberlippenbart. Betrachtet man das Bild auf der Buchrückseite, könnte man ihn auch mit Dave Byron, dem Frontmann von Uriah Heep verwechseln. 70´s next topmodel.

Zum Buch: Silman hat im Aufbau ein anderes Konzept als Grivas: Er beginnt mit den elementarsten aller Endspiele, dabei spart er auch das Mattsetzen mit König/Dame gegen König nicht aus. Weiter ist das Buch in Elo-Rubriken eingeteilt - es startet mit ca 1000 und geht schließlich bis zum letzten Kapitel bis zu einem Niveau von 2400. Danach folgen noch einige Endspiele "for fun". Auch ein lohnendes Kapitel mit einigen schönen Studien und Partiefragmenten. Auf den insgesamt über 500 (!) Seiten werden alle wichtigen Endspiele ausführlich, gut und auch unterhaltsam erklärt. Gut gefallen haben mir auch die klaren Stellungsbewertungen, die zum Teil unter den Diagrammen stehen ("Black is toast", "White is busted", "Whites pawns eat up the board" etc.). Nach jedem Kapitel gibt es Tests, mit denen der Leser das Erlernte des jeweiligen Abschnitts überprüfen kann. Diese Beispiele sind sehr gut und sorgfältig ausgewählt worden.

Dieses Buch ist zum Preis von unglaublichen 13,95 Euro incl. Versand erhältlich und nach meiner Meinung ein Riesenschnäppchen für alle, die ein gutes und umfassendes Endspielbuch zu einem sehr günstigen Preis suchen. Gutes Schachtraining und dabei auch noch gute Unterhaltung!

Jeremy Silman
Silman’s Complete Endgame Course
From Beginner to Master
530 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2007, derzeit 13,95 Euro
Siles Press

Efstratios Grivas
Practical Endgame Play - Mastering the Basics
Essential Guide to Endgame Fundamentals
320 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008. Derzeit 17,99 Euro
Everyman Chess


Neue Fritz-Trainer-DVD´s bei Chessbase

In den letzten Wochen und Monaten hat es wieder eine Menge an Neuerscheinungen bei Chessbase gegeben. Dabei ist die schachliche und vor allem mittlerweile auch die sprachliche Vielfalt absolut gegeben - die Kommentatoren bieten ein buntes Potpurri an Dialekten, bei dem selbst das Musikantenstadl Probleme hätte, mitzuhalten. Einige interessante Neuerscheinungen habe ich mir etwas genauer angesehen und möchte sie Euch hier gerne kurz vorstellen.

Anfang des Jahres erschien die DVD "Positionelles Schachverständnis" von Norbert Sommerbauer, einem starken IM und nach eigener Auskunft einem der stärksten Spieler Österreichs. Hier werden positionelle Grundmuster und Stellungsmerkmale gründlich erläutert, es beginnt sehr moderat und einfach, wird aber im Laufe der DVD dann auch noch etwas anspruchsvoller. So gesehen ist die DVD sehr gut aufgebaut, und auch die Geschwindigkeit, mit der der österreichische IM die Inhalte vermittelt, scheint angemessen. Sicherlich können die meisten Vereinsspieler aus dieser DVD noch etwas für sich selbst herausfiltern, am besten geeignet ist sie jedoch vielleicht für Spieler im mittleren DWZ-Bereich 1500 bis 1800, die sich die Grundlagen des Positionsspiels aneignen wollen. Vorteil: Alles wird in deutsch, allerdings mit recht wienerischem Einschlag - was aber nicht besonders stört - erläutert.
Zielgruppe: ca. DWZ 1500 - 1800. Unterhaltungswert: eher gering. Schach:
wichtige Basics. Fazit: empfehlenswert!

Eine etwas ungewöhnliche Veröffentlichung hat der Schachtrainer Burkhard Starke vom SC Leipzig Gohlis auf den Markt gebracht. In Form von Reimen werden wichtige Schachprinzipien erläutert. Dabei entstehen manchmal richtig lustige Schüttelreime, mitunter sind die Reime aber auch zum schütteln. Dabei ist die ganze Geschichte enorm umfangreich (10 Stunden Gesamtlaufzeit!), es beginnt wirklich auf der absoluten Grundstufe, ist deshalb auch für Schuler und Jugendliche sehr gut geeignet, auch wenn sie gerade erst die Spielregeln gelernt haben. Einige Clips sind aber auch für fortgeschrittene Spieler geeignet - mir hat zum Beispiel der Clip zum Mattsetzen mit Läufer und Springer gegen den nackten König gut gefallen - wieviele Spieler bis DWZ 1900 beherrschen diese Technik? Sicher nicht ganz viele. Thematisch sind alle Partiephasen gut abgedeckt, die DVD enthält über 150 zum Teil auch recht kurze Videoclips. Insgesamt ist diese DVD mit ihrem gut durchdachten Konzept eine lohnende Anschaffung insbesondere auch für Schachübungsleiter.
Zielgruppe: DWZ 800 - 1800. Unterhaltungswert: Flach. Knäckebrot ist lustiger. Schach: auf elementarsten Basics aufbauend. Fazit: Sachsen-Burkhard hat seine Sache gut gemacht!


GM Daniel King, Serienproduzent bei Chessbase, ist nicht alt, aber schon lange im Geschäft. Schon in den Pioniertagen des DVD-Schach war er damals noch als Newcomer-GM bei der Serie Grandmaster Chess mit dabei. Mittlerweile sind die Produktionen natürlich um ein vielfaches professioneller geworden. Daniel King hat in der Serie "Powerplay" schon DVD´s zu verschiedenen Themen herausgebracht, unter anderem Mattmuster, Königsangriff, Strategien etc. In seiner DVD "Bauern" zeigt er viele klassische Beispiele und Partiefragmente zur Bauernführung. Besonders ausführlich widmet er sich dabei einer berühmten Partie von Lasker gegen Capablanca, zu der der Betrachter auch einige Testaufgaben zu lösen versuchen soll. Vorteil Daniel King: Er kann auch deutsch, zwar mit klar britischem Einschlag und manchmal um Worte ringend, aber immerhin. Das gebotene Material ist durchweg anspruchsvoll und wird auch stärkeren
Amateuren gerecht. Zielgruppe: DWZ ca. 1500 - 2000. Unterhaltungswert: Daniel King vermittelt Faszination am Schach, das gefällt. Fazit: Sehr empfehlenswert!

Mit Hilfe von GM Nigel Davies, der neuerdings auch eine eigene wöchentliche Schachsendung auf dem Fritz-Schachserver anbietet, hat Chessbase eine neue Reihe Fritz-Trainer-Videos unter der Bezeichnung "Psychology" eröffnet. "Chess for Scoundrels" heißt das neue Werk, in dem dem interessierten Amateur und angehendem Schachschurken einiges an leicht- bis mittelschmutzigen Tricks beigebracht werden soll. Dabei ist natürlich alles in einem legalen Rahmen und nur auf das Spiel bezogen. Tips zum Rücken am Brett oder der Uhr oder der lautstarke Verzehr von Keksen beim Spiel kommen nicht vor. Themen sind Zeitnot, auch unter dem Aspekt, freiwillig in Zeitnot zu geraten, Eröffnungswahl, Spiel gegen schwächere Gegner, Einsatz von Remisangeboten und vieles mehr. Besonders gefallen haben mir die Kommentare zu der berühmten Partie Karpov-Miles, die der englische GM trotz seiner extravaganten Eröffnungswahl mit schwarz (1.e4 a6?!) gewinnen konnte. Gefällig von Routinier Nigel Davies bei guter Partienauswahl präsentiert, weiß diese DVD durchaus zu gefallen. Größerer Nutzen für die Praxis wird sich hieraus aber kaum ziehen lassen. Zielgruppe: DWZ ca. 1500 - 2000. Unterhaltungswert: Very british, bescheißen im Schach ist immer interessant. Genau das richtige zu einem Täßchen Tee. Fazit: Zur Unterhaltung bestens geeignet!


And last but not least ist auch noch IM Andrew William Martin, so sein kompletter Name, mit seinem neuesten Eröffnungswerk an der Reihe. Diesmal hat Martin die Moderne Benoni-Verteidigung etwas genauer unter die Lupe genommen. Er untersucht diese interessante Spielweise anhand von modernen Partien und einigen Benoni-Classics und ist dabei, so scheint mir, durchaus objektiver als bei vorhergehenden DVD´s. So kommt die hier besprochene Eröffnung doch in den besprochenen Partien auch das ein oder andere mal übelst unter die Räder. Andrew Martin betont die Notwendigkeit, in dieser Eröffnung zu jedem Zeitpunkt nach aktivem Gegenspiel zu suchen. Dabei hilft seine klare Wortwahl auch ein deutliches Stück weiter. "If you don´t look for active play, you will loose every single game." Und: "Almost always, if you loose the d6 pawn, you get slaughtered". Man weiß also was zu tun ist. Es ist aber eine recht anspruchsvolle Eröffnung, so daß sich eine Anschaffung vielleicht eher für fortgeschrittene Spieler eignet. Zielgruppe: DWZ 1700 - 2000. Unterhaltungswert: Sehr gut. Fazit: Gute DVD mit dem immer wieder sehenswerten britischen Nationaltrainer!

Alle hier vorgestellten DVD´s kann man auf der Chessbase-Homepage portofrei zu Preisen zwischen 25 und 30 Euro erwerben.

Mario Ortpaul


Ein Pionier unter den DVD-Schach-Lehrern - Nigel Davies in jungen Jahren (aus "Dashing Danish", Foxy Videos)


CHESS CLINIC - DOPPEL-DVD - Andrew Martin und Bob Long

Die Chess Clinic ist eine Art Gemeinschaftsprojekt von Bob Long, Chef von Thinkers Press, und dem allseits bekannten englischen IM Andrew Martin, der schon eine große Anzahl an Büchern und DVD´s veröffentlicht hat. Im wesentlichen handelt es sich bei der Chess Clinic um Seminare, bei denen die teilnehmenden Amateure ihre Partien mitbringen, um gemeinsam mit den Meistern Schwachstellen in ihrem Spiel zu therapieren. Die Ergebnisse davon und mehr kann man jetzt auf Doppel-DVD gebannt bekommen.


Die 1. DVD ist dabei die für den Otto-Normalspieler wesentlich interessantere: Ähnlich bekannten Chessbase- Veröffentlichungen kommentiert hier Clinic-Chefarzt Andrew Martin verschiedene Partien, darunter einige seiner Seminarteilnehmer, eine eigene Ferschachpartie gegen eine starke weibliche Spielerin (hier kommt das seltene portugiesische Gambit in der skandinavischen Verteidigung aufs Brett), aber auch unabhängige Großmeisterpartien. Bei den erläuterten Partien gibt Martin vor allem Ratschläge dazu, was zu tun ist, um auch gegen stärkere Spieler bestehen zu können.


So empfiehlt er, nicht zu passive Eröffnungsvarianten zu spielen, und zeigt an einem interessanten Spiel, wie es einem schwächeren Spieler gelingt, seine Gewinnstellung in einen Punkt umzumünzen. Begleitend dazu hat Dr. Martin auch immer passende Sprüche auf Lager, und der Patient respektive lernwillige Amateur weiss sofort, worum es geht: "Winning won positions is an art and seperates the men from the boys" zum Beispiel, oder "If you are a lower rated player, to win against the stronger player you will have to make bigger decisions - modest moves don´t win". Das trägt er sehr überzeugend vor und bringt das, was er meint, gewohnt exakt auf den Punkt. Nun mag mancher sagen, die imaginativen Fähigkeiten des Chefarztes vom Dienst würden sogar ausreichen, jemanden Glauben zu machen, das z. B. das Englund-Gambit völlig korrekt und spielbar ist. Es ist aber ein beruhigendes Gefühl, wenn man merkt, das das Klinikpersonal auch an die verordneten Therapien glaubt.

Mehr Fun als Lehreffekt vermittelt die zweite Chess-Clinic DVD. Hier gibt es zahlreiche Ausschnitte aus den Seminaren, in denen zum Teil die in der ersten DVD besprochenen Partien mit den Seminarteilnehmern analysiert werden. Das ganze hat einen recht lebhaften Charakter, bringt aber vom schachlichen nicht ganz viel und dient mehr der Unterhaltung. Interessant aber zu sehen, wie der Inhalt der Haupt-DVD am Demoboard erarbeitet wird.


Die Doppel-DVD ist erhältlich bei Thinkers Press auf der Website www.chessco.com, man kann den Herausgeber auch direkt anmailen unter blong@chessco.com. Natürlich ist sie nicht gegen Rezept erhältlich, der Preis incl. Versand ist mit ca. umgerechneten 18 Euro als preiswert zu bezeichnen. Ein weiterer Vorteil: Die DVD kann man auch mit gewöhnlichen DVD-Playern im Fernsehen schauen, will man also mal auf dem Sofa liegend die Frau/Lebensgefährtin oder sonstige Familienangehörige langweilen - einfach DVD einlegen...

Weitere Informationen zum Inhalt der DVD findet Ihr hier!


Nigel Davies – 1.e4 for the creative attacker

Langweiliges Schach und Figurenschiebe sind dem englischen GM Nigel Davies ein Greul. Er ist ein kreativer Spieler mit einem unorthodoxen Spielstil und er bevorzugt „just playing a game of chess“ eindeutig dem 25-zügigen Nachspielen von Theorievarianten. Mit dieser soeben bei Chessbase im derzeit sehr populären Chess Media System aufgenommenen DVD versucht er nun, sein Wissen auch an ambitionierte und kreative Schachamateure weiterzugeben.

Viele der von ihm auf diesem Werk vorgestellten Systeme orientieren sich dabei am „Big Clamp“-System, das sich oftmals durch den frühzeitigen Bauernvorstoß f4 und dem Bemühen um Raumvorteil auszeichnet. So empfiehlt er gegen die Pirc-Verteidigung und die französische Verteidigung – in dieser Rubrik sei besonders die unglaubliche Glanzpartie von Zvjaginsev gegen Zhang Pengxiang erwähnt - den seltenen Zug 2.f4, gegen 1. …e5 ist sein Vorschlag die Glek-Variante des Vierspringerspiels. Als Waffe gegen die Aljechin-Verteidigung empfiehlt er 1.e4 Sf6 2.Sc3, um nach einem möglichen 2. …e5 überzuleiten in das Vierspringerspiel, aber auch gegen das populäre 2. …d5 hat er recht plausibel erscheinende Vorschläge. Gegen das derzeit sehr populäre skandinavisch schlägt er vor, eine etwas ungewöhnliche Idee umzusetzen, in dem Fall das Zentrum zu stabilisieren und mit gut vorbereiteten Bauernvorstößen am Damenflügel den Gegner unter Druck zu setzen.


Seine Wahl gegen Caro Kann ist die Fantasy-Variante mit 1.e4 c6 2.d4 d5 3.f3, was dazu beitragen soll, „typischen“ Caro Kann-Spielern, die in der Regel ja eher einen sehr soliden und ruhigen Aufbau bevorzugen, mit aktivem Figurenspiel und eventuell auch einem Bauernopfer zu behelligen. Am ausführlichsten beschäftigt er sich mit der sizilianischen Verteidigung, die ja naturgemäß auch sehr oft aufs Brett kommt – hier ist seine Wahl der absolut exotisch anmutende Zug 2. Sa3, der aber auf einer grundsoliden Idee beruht, was er dann auch sehr anschaulich und überzeugend mit einigen Beispielpartien belegt . Auch gegen sehr ungewöhnliche und selten vorkommende Eröffnungen wie das lettische Gambit hat er überzeugende Gegenmittel in petto. In den Clips, die für eine Chessbase-Publikation außergewöhnlich ausführlich und lang sind, erklärt er wesentliche Ideen und auch die wichtigsten Varianten der von ihm vorgestellten Systeme – es macht Spaß, ihm zuzuschauen, da er auch durch klar und deutlich artikuliertes und leicht verständliches Schachenglisch zu gefallen weiß – und das ist nun leider bei vielen Chessbase-DVD´s, die in englischer Sprache von osteuropäischen Großmeistern erschienen sind, nicht immer der Fall.

Abschließend läßt sich sagen, daß diese DVD eine wie ich denke für fast jeden Schachspieler eine lohnende Investition ist, denn selbst wenn man nicht 1. e4 spielt, kann es einem mit schwarz immer passieren, mit diesen durchaus frischen Ideen konfrontiert zu werden, und dann ist oft guter Rat teuer. Zum Thema teuer – das ist diese DVD mit einem Preis von 26,99 Euro für gute 5 Stunden Großmeisterschachtraining sicher nicht. Abschließend noch der Hinweis, das diese DVD trotz einiger Überschneidungen hervorragend mit der Everyman Chess Buch-Veröffentlichung „Gambiteer 1“ harmoniert: Wem die Waffe aus Gambiteer zu wild ist, findet auf der DVD oftmals eine moderatere Alternative. Ein Beispiel: Gambiteer empfiehlt das tollkühne Flügelgambit gegen Sizilianisch, als Alternative steht 2.Sa3 von der DVD zur Verfügung.

Erhältlich ist diese DVD zum Preis von 26,99 Euro versandkostenfrei bei Chessbase.

Das neue Chess Base Magazin - Nr.121 Dezember 2007

Im Dezember ist das sechste und letzte Chess Base Magazin des Jahres, diesmal geziert von Bastian Pastewkas russischem Bruder Peter Swidler, erschienen.

Es bietet für ambitionierte Schachamateure wieder eine große Auswahl an Themen rund ums Schach. Den Inhalt fasst wie gewohnt am Anfang der DVD der bekannte Hamburger Großmeister Karsten Müller im Chess Media Format, das mit Hilfe des ebenfalls enthaltenen Chess Base Readers gelesen werden kann, zusammen. Da wären zunächst einmal einige Partien vom hochkarätig besetztem Europacup, die von den beteiligten Großmeistern zum Teil selber kommentiert sind, allen voran der populäre Alexei Shirov, der seine Partie gegen Azarov ausführlich in allerdings gewöhnungsbedürftigem englisch im Videoformat vorstellt. Von der Mannschafts-EM ist neben vielen anderen eine sehr interessante, fast schon in romantischem Spiel gespielte Partie von Naiditsch gegen Vallejo Pons enthalten. Außerdem werden noch die U20-WM und das holländische Essent-Turnier ausführlich berücksichtigt.

Die Eröffnungsrubrik fällt wieder sehr umfangreich aus – es finden sich diesmal Beiträge über die englische Eröffnung, die englische Verteidigung, Damenindisch, Damengambit, Sizilianisch Najdorf und Sweschnikow und die ungewöhnliche spanische Rio de Janeiro-Variante. Am interessantesten in dieser Rubrik ist aus meiner Sicht der 2.Teil des Zweiteilers über die holländische Stonewall-Variante, vorgestellt von Viktor Moskalenko, einem der größten Experten dieser Eröffnung. Er bemüht sich, dem Amateur die Ideen und verschiedenen Varianten dieser klassischen Spielart näherzubringen, und das gelingt nach meiner Meinung sehr gut und anschaulich.


Am interessantesten für den Vereinsspieler sind sicher wieder die einzigen Rubriken, die quasi zum Stamminhalt der CBM´s geworden sind. Bei Daniel Kings Move by Move muß man sich in eine GM-Partie reindenken und die richtigen Züge herausfinden. Klappt dies nicht, bekommt man aber meist auch für den zweit- oder drittbesten Zug noch Punkte, am Ende wird zusammengerechnet, und man wird je nach Punktzahl „gerated“. Interessant auch die Taktikrubrik von Oliver Reeh, in der er wieder seine Lieblingskombinationen präsentiert (Videoformat). Die Strategiekolumne von Peter Wells muß diesmal entfallen, der nächste Beitrag erscheint in der nächsten Ausgabe. Eine ungewöhnliche Eröffnungsfalle präsentiert GM Rainer Knaak im Chess Media Format, und GM Karsten Müller analysiert schließlich noch auf anschauliche Weise einige interessante Endspiele. Schließlich noch etwas Werbefernsehen mit einigen Probeclips aus neuen Chessbase-DVDs.

Fazit: Wieder viel Schach und recht gelungen für trübe Winterabende! Einige Beiträge halte ich persönlich für Vereinsspieler jedoch nicht für so interessant, so sind z.B. bei den Eröffnungen doch oft sehr spezielle Varianten enthalten, die auf Teamlevel wohl höchst selten aufs Brett kommen werden.

Für Gambitfreaks und solche, die es werden wollen

Der englische GM Nigel Davies hat den Markt für Schach-DVD´s und -bücher in der letzten Zeit um einige Werke bereichert - mir fallen spontan einige DVD´s von Chessbase (1. ..d6 Universal, Accelerated Dragon, Pirc), aber auch das ein oder andere Eröffnungsbuch ein. Bei Everyman Chess sind zuletzt zwei typische Repertoirebücher unter der Bezeichnung Gambiteer 1 und 2 erschienen, mir liegt hier der erste Band vor, in dem Davies ein angriffslustiges, wenn auch etwas riskantes Repertoire für Weißspieler mit
1.e4 vorstellt.

Auf 1. ..e5 empfiehlt der englische GM mit der dänischen Eröffnung dabei eine Variante, die er vor längerer Zeit schon einmal als Video (The dashing Danish) bei Foxy Videos - nebenbei: ein Schelm, wer hier Schachfilme vermutet - vorgestellt hat. Er hält dies für eine gefährliche Waffe für Weißspieler, die sich mit dieser Spielweise gut auskennen - dem ist nichts hinzuzufügen, jedoch empfiehlt es sich, die angebotenen Varianten ausführlich zu studieren, da diese stark taktisch geprägt sind, und auch schon eine durchschnittliche Ungenauigkeit geradewegs in den Abgrund führen kann. Ähnlich ist die Lage beim Flügelgambit 1.e4 c5 2.b4, der Waffe gegen sizilianisch, die nach Davies eine wesentlich bessere auch positionelle Grundlage hat als beispielsweise das Morra-Gambit, daß er für eine Sammlung billiger Tricks hält. Der Moment, in dem der Gegner die Kaffeetasse fallenlässt, ist schließlich gekommen, wenn man in der französischen Verteidigung nach den normalen Eröffnungszügen 1.e4 e6 2.Sf3 d5 3.e5 c5 die Überraschung 4.b4 präsentiert.


Als Mittel gegen die solide Caro Kann-Verteidigung hat der Autor die Fantasy-Variante mit 3.f3 auserkoren, die zu für diese Eröffnung auch eher ungewöhnlichen Stellungsbildern führt. Gegen skandinavisch mit 3. ..Da5 wird ein neues und vielversprechendes Gambit mit 4. b4 Db4: 5.a4 mit der Idee La3 vorgeschlagen. Hier wie in dem meisten des vorgestellten Materials gibt es noch viel zu erforschen, die Theorie ist noch nicht weit entwickelt. Keine Gambitfortsetzung, sondern eine Variante mit offener Position und freiem Figurenspiel (1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.Sc3 Sc3: 4.dc:) schlägt Davies gegen die Aljechin-Verteidigung vor, das gleiche gilt für die Pirc-Verteidigung, in der er ein frühes a3 empfiehlt. Auch gegen diverse Kraut- und Rübeneröffnungen hat der wortgewandte Engländer am Ende noch die ein oder andere aus seiner Sicht passende Variante in petto.

Insgesamt läßt sich sagen, daß ich nach Durchsicht des Buches doch erstaunt bin, auch welchem Niveau das dargestellte Material bisher schon Anwendung gefunden hat - es finden sich durchaus auch einige Partiebeispiele aus der jüngeren Großmeisterpraxis darunter, nicht nur Spiele von Schachhelden der Antike wie Alexander Aljechin oder Frank James Marshall. Sinn machen dürften die Varianten vor allem, um stärkere Spieler zu überraschen oder aber in ungewohntes Fahrwasser zu bringen. Als komplettes Standardrepertoire, das man ständig spielt, finde ich es nicht unbedingt empfehlenswert. Aber man muß ja nicht alles so spielen, wie es in dem Buch steht, und kann ja stattdessen hier und da eine solidere Variante einflechten, die einem persönlich besser gefällt. Für mutige Spieler, die die obligatorischen Grundkenntnisse in der englischen Sprache mitbringen, ist dieses Buch eine lohnende Anschaffung, zumal es auch noch sehr unterhaltsam geschrieben und vom Layout her übersichtlich gestaltet ist.

Dieses Buch ist wie viele andere Ausgaben von Everyman Chess auch als E-Book erschienen. Man kann auf der Website praktisch dieses E-Book kaufen und erhält es dann als Datei im Chessbase-Format und hat so die Möglichkeit, den kompletten Inhalt des Buches direkt am PC zu betrachten und gegebenenfalls einstudieren. Als E-Book kostet das Buch 19,99 Dollar, was derzeit ca. 14 Euro Gegenwert bedeutet. Ein Muster auf der Homepage von Everyman Chess im Chessbase-Format

Nigel Davies
Gambiteer I
176 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2007
bei einem großen deutschen Buchversand
derzeit 16,95 Euro (portofrei)

John Emms - The Survival Guide To Competitive Chess

Als ich das Paket von einem großen deutschen Buchversand vom Postboten überreicht bekam, konnte ich zunächst nicht so recht glauben, daß sich darin meine Bestellung befinden sollte - dafür war es einfach viel zu leicht. Nach spannendem Auspacken war sie es aber wirklich - nur das mein Buch zu meinem Erschrecken in etwa die Ausmaße des frisch erschienenen Jahresprogramm der Volkshochschule Ravensberg hatte. Für den Preis von 17,95 Euro - bei einigen Schachversandhändlern kann man dafür auch gut und gerne 22-23 Euro bezahlen, hatte ich dann doch ein bißchen mehr erwartet. Der peppige Untertitel des Buches "Improve your results now" schien mir zu offensichtlich auf die Verkaufsergebnisse des englischen Everyman-Chess Verlag bezogen. Kann leider passieren bei Büchern aus England


Der Autor des Buches, John Emms, Kapitän der englischen Olympiamannschaft 2002 und geteilter Sieger der britischen Meisterschaft von 1997, ist seit langem Großmeister. Man kann ihn mit Fug und Recht als Viel-Schachbuchschreiber bezeichnen, inzwischen hat er den Markt um mehr als 20 Werke, erschienen zumeist bei Everyman Chess, bereichert. In seinem neuesten Buch beschäftigt er sich mit Randthemen, die von anderen Autoren bisher eher weniger berücksichtigt wurden. Es geht um das Spielen in Zeitnot, Verwertung von Gewinnstellungen und den Einsatz von Computern und Datenbanken für die eigene Praxis. Gelegentlich gibt es zwischendurch auch etwas Regelkunde, Infos darüber, was zu tun ist, wenn man in der Eröffnungsphase überrascht wird und viele weitere Ratschläge zu solchen oder ähnlichen Themen. Emms bereichert seine Ausführungen stets mit Beispielen aus seiner eigenen Praxis und weiß so auch viel dazu zu erzählen. Ich habe mich manchmal über bestimmte Züge und auch Fehler gewundert, und gedacht, daß man das vielleicht hätte sehen können, nur muß man hier natürlich berücksichtigen, das es sich meist um Extremsituationen (Zeitnot, Gewinnenmüssen in der letzten Runde etc.) handelt, und da machen nicht nur Amateure haarsträubende Patzer oder gehen relativ offensichtlich (zu) hohe Risiken ein.

Nun wollte Ihr sicher noch wissen, ob man dieses Buch empfehlen kann? Ich denke mal, für jemanden, der nur ein Schachbuch im Jahr kauft, eher nicht. Sicher ist ein auch ein gewisser Wert für die Praxis vorhanden, dieser ist aber als eher moderat zu bezeichnen, und in dieser Hinsicht gibt es schlicht bessere Bücher. Sucht man aber ein sehr unterhaltsames und gut geschriebenes Buch, das für die ein oder andere Bahnfahrt Notebook und Steckschach ersetzen kann, ist man hier bestens bedient!

John Emms
The Survival Guide to Competitive Chess
Improve Your Results Now!
160 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2007.
17,95 Euro

Damenbauerneröffnungen für Fortgeschrittene

Andrew Martin war noch nie ein besonderer Anhänger von Damenbauern-Eröffnungen, besonders nicht, wenn er mit schwarz dagegen kämpfen mußte. Vor 12 Jahren hat er schon einmal eine DVD über diese Eröffnungen, damals noch bei Foxy Video unter dem kämperischen Titel Damn Queen Pawn Openings gemacht. Die Idee hat er nun wieder aufgegriffen und eine neue, mit insgesamt ca. 6 Stunden Spielzeit auch deutlich umfangreichere DVD beim Hamburger Chessbase-Verlag auf dem Markt gebracht.

Das dürfte passionierten 1...Sf6 und 1. ...d5 - Spielern sehr entgegenkommen, denn aktuelle Literatur oder Software, die die verschiedenen Damenbauerneröffnungen unter einen Hut bringt, gibt es derzeit nicht viel.


Behandelte das Ursprungswerk noch weitgehend geläufige und gerade in Amateurkreisen beliebte Themen wie das Colle-System, Londoner System, Torre-Angriff, Trompowsky und Richter-Veresov, sind auf dem gerade erschienenen Werk auch seltener vorkommende Themen wie das Blackmar-Diemer-Gambit und Pseudo-Trompowsky enthalten. Auch ganz und gar ungewöhnliche Varianten wie das inkorrekte Gambit 1.d4 Sf6 2.g4, zum Teil
als Spike Attack bezeichnet, oder die von Eric Prie in die Praxis eingeführte Variante mit 1.d4 d5 2.a3 finden Beachtung, und es wird auch hier ein adäquates Gegenmittel präsentiert. Dabei ist es natürlich keinesfalls verpflichtend, die Vorschläge des englischen IM und ehemaligen britischen Vizemeisters für die eigene Praxis zu übernehmen - es werden aber sicher für viele oder fast jeden auch plausible und interessante Vorschläge für die eigene Praxis enthalten sein. Mir persönlich gefielen zum Beispiel die Vorschläge gegen den Stonewall-Aufbau im Anzug und Richter-Veresov, die noch recht neue Grivas-Variante gegen Trompowsky ist dagegen bisher nicht unbedingt mein cup of tea. Um mit den Worten von Andrew Martin zu sprechen, try it and judge for yourself!

Besonders gut gefällt auch wieder die Präsentation des dargebotenen Schachs: Begeisterungsfähig und mit Überzeugung, und vor allem in gutem und leicht verständlichem englisch, was für viele nicht unwichtig sein dürfte, führt der Moderator souverän durch das umfangreiche Programm. Der Preis liegt mit 26,99 Euro im Rahmen anderer Veröffentlichungen aus der Reihe Fritz Trainer Video, und ist nach meinem Ermessen in Ordnung. Wer ergänzend noch etwas in Buchform sucht, dem sei das ebenfalls gute "Dealing with d4-deviations" von John Cox empfohlen, das ebenfalls viele interessante Vorschläge enthält.

Andrew Martin
Queen’s Pawn Openings
CD/DVD-Box, 1. Auflage 2007
26,99 Euro
Chessbase Verlag, aus der Reihe Fritz Trainer Video

Mario Ortpaul

Eine interessante Eröffnung anschaulich erklärt

Legt man sich die neue Chessbase-Veröffentlichung "The Pirc Defence" in sein DVD-Laufwerk, erscheint einem der kommentierende englische Großmeister Nigel Davies spontan wie ein guter alter Onkel des Schach. Das nicht ohne Grund: Vermutlich spielt er die hier vorgestellte Eröffnung schon ewig. Und dementsprechend verfügt er natürlich über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz, und man gewinnt den Eindruck, das es ihm wirklich Spaß macht, seine Erkenntnisse und Varianten zu vermitteln. Das macht er außergewöhnlich ausführlich: Im Vergleich zu anderen Eröffnungs-DVD´s aus dieser Serie, die mittlerweile wohl Goldgrubencharakter für Chessbase haben, geht er ausführlichst durch die wichtigsten Varianten, zeigt Fallen, taktische Motive und wichtige Zugfolgen, so daß die DVD insgesamt eine Länge von 7 Stunden hat - ähnliche Werke anderer Autoren bringen es im Schnitt auf vielleicht 4 - 5 Stunden. Dementsprechend ausführlich gestaltet sich dann auch die Ausführungen zum gefährlichen östereichischen Angriff und zu allen anderen wichtigen Aufstellungen in dieser komplexen Eröffnung.
Geeignet ist sie besonders, wenn man mit schwarz gewinnen will oder muß, da in der Eröffnungsphase eher wenig getauscht wird und so interessante Stellungen entstehen, die bei ungenauem weißen Spiel oft hervorragende Konterchancen bieten. Nach meiner Einschätzung dürfte es für Vereinsspieler ausreichen, sich diese DVD einige Male anzusehen, um diese Eröffnung zumindestens mal in einem nicht so wichtigen Spiel oder im Blitzen auszuprobieren. Um die Kenntnisse weiter auszubauen, empfiehlt sich dann "The Pirc in Black and White" von James Vigus, ein dem Vernehmen nach sehr gutes Buch, das soeben im englischen Everyman Chess Verlag erschienen ist.

Wirklich erfreulich, das zur Pirc-Verteidigung fast zeitgleich zwei gutklassige Werke erschienen sind, denn aktuelles und umfassendes gab es hierzu schon lange nicht mehr.

Nigel Davies
The Pirc Defence
DVD-Box, 1. Auflage 2007
Chessbase, Fritz Trainer
29,99 Euro

James Vigus
The Pirc in Black and White
381 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2007
ca. 22 Euro


New in Chess versus Everyman Chess
Innovative Eröffnungsbücher – Ein Vergleich

Bücher, die uns mit neuen Eröffnungsideen inspirieren, gibt es reichlich. Die bekannteste, mittlerweile regelmäßig erscheinende Serie SOS – Secrets of opening surprises, jeweils auch in deutsch erhältlich unter dem Namen Schach ohne Scheuklappen aus dem holländischen New in Chess Verlag ist dabei vielleicht die bekannteste. Soeben ist aus dieser Serie der mittlerweile schon 6. Band erschienen. In insgesamt jeweils 15 – 20 Kapiteln wird dabei jeweils ein ungewöhnliches Eröffnungssystem etwas genauer unter die Lupe genommen, dabei sind in der Regel Großmeister als Redakteure am Start, und die Varianten sind in aller Regel zumindestens spielbar und nicht ganz einfach zu widerlegen, besonders natürlich dann nicht, wenn man nicht damit rechnet. Präsentiert wird getreu dem Konzept der beliebten ehemaligen Ost-TV-Show „Ein Kessel Buntes“ ein ziemlich breitgefächertes Spektrum an Überraschungsvarianten. So enthält die aktuelle Ausgabe beispielsweise das inzwischen recht anerkannte Skandinavisch mit 3. …Dd6, als Autor fungiert hier der Experte des Systems GM S. Tiviakov aus Holland. Außerdem mit dabei sind einige sehr ungewöhnliche Varianten der Grünfeld-Verteidigung, die Döry-Verteidigung, der Tarzan-Angriff, der Tschigorin-Angriff und vieles mehr. Man kann sagen, dass es egal ist, wie man eröffnet – es ist immer etwas interessantes dabei. Was sich aber im ersten Moment gut anhört, ist aber auch ein wesentlicher Nachteil – stets erhält man hier auch reichlich Varianten, die man in der eigenen Praxis nie anwenden wird, weil sie schlicht und ergreifend überhaupt nicht ins eigene Eröffnungsrepertoire passen.


Der Everyman-Chess-Verlag hat nunmehr bereits 3 Bücher der neuen Serie „Dangerous Weapons“ auf den Markt gebracht, die sich jeweils mit Überraschungsvarianten zu einer bestimmten Eröffnung befassen. Bisher erschienen sind Bücher zur sizilianischen Verteidigung, zum Franzosen und zu Nimzoindisch. Mir liegt das Buch zum Sizilianer, geschrieben von John Emms und Richard Palliser vor. Es enthält sehr interessante neue Ideen, aber zum Teil auch alte selten gespielte und dadurch in Amateurkreisen unbekannte Varianten, wie z.B. 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cd: 4. Sd4: d5, womit man, da bin ich mir ziemlich sicher, in manchem Gesicht zumindestens ein mittelgroßes Fragezeichen im Gesicht zu erzeugen. Insgesamt werden 14 Varianten vorgestellt, dabei sind Überraschungswaffen für die weiße und auch für die schwarze Seite vorhanden. Es ist sehr interessant zu sehen, was im Sizilianer alles möglich ist und wer es nicht glaubt, und bisher lieber den englischen Angriff im Najdorf mit Theorie bis zum 25. Zug gespielt oder zumindestens zu spielen versucht hat, sollte hier mal einen Blick reinwerfen: Es gibt viele schöne noch nicht so ausgetretene Wege. Zu beachten ist, das die Bücher bisher nur in englischer Sprache erhältlich sind, mit durchschnittlichen Schulenglischkenntnissen hat man aber überhaupt keine Probleme, und wird zudem auch noch gut unterhalten – die Autoren nehmen mit ihren Einschätzungen nie ein Blatt vor den Mund. Obwohl es sich um englische Publikationen handelt, die ja in der Regel für hohe Preis bekannt sind, erhält man erstaunlich viel fürs Geld: So enthält das Buch über den Sizilianer gut 300 Seiten, es kostete bei Amazon aber nur 18 Euro, und das versandkostenfrei. In den Buchladen sollte man für so etwas besser nicht gehen


Mein Fazit: Mir gefällt das Konzept und auch die Umsetzung von Everyman Chess besser. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, eine erkennbare Linie, sowie ein für meinen Geschmack ansprechenderes Layout als bei SOS mit auch größeren Diagrammen sorgen für mehr Lesespaß. Ich bin sicher, dass man gesetzt den Fall man spielt eine der Eröffnungen, viel mehr für die eigene Schachpraxis übernehmen kann als bei New in Chess.

John Emms, Richard Palliser
The Sicilian
Dazzle your opponents!
192 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2006.
bei Amazon ca. 18 Euro

Jeroen Bosch
Schach ohne Scheuklappen 6
Band 6
143 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2006.
bei Niggemann 17,95 Euro

Chess Base Magazin Nr. 117
Chess Base GmbH
UVP 19,95 Euro

Das Chess Base Magazin gibt es, wie unschwer an der fortlaufenden Nummerierung zu erkennen, schon eine ganze Weile. Mittlerweile erscheinen jährlich im 2-Monats-Rhythmus insgesamt 6 Ausgaben. Seit einiger Zeit hat sich die einst etwas farblose Veröffentlichung aber dank neuer Medien und Präsentation zur vielleicht interessantesten regelmäßigen Publikation entwickelt, die derzeit auf dem Schachmarkt erhältlich ist.

Das eigentliche Magazin – ein Din a 5 Heftchen mit 24 Seiten – ist dabei nicht wirklich aufregend. Interessant wird es wegen der DVD, auf der in verschiedenen Formaten die aktuellsten Partien und Turniere interessant und anschaulich von Großmeistern kommentiert werden .

So enthält die aktuelle und gerade erschienene Ausgabe aktuelle und hochklassig kommentierte Partien vom legendären und nicht nur diesmal unglaublich gut besetzten Turnier in Wijk aan Zee. Ein Beispiel ist die von Loek van Wely persönlich kommentierte Partie gegen Peter Svidler. Anand und Kasimdzhanov kommentieren Partien vom Superturnier Morelia/Linares, im anschaulichen DVD-Format ist dabei der Sieg von Ivanchuk über Veselin Topalov vorhanden. Shirov kommentiert eine eigene und recht unterhaltsame Angriffspartie gegen Illescas, ebenfalls im DVD-Format. Daniel Kings Kolumne Move to Move ist quasi eine Art Schachtest, man geht eine Partie durch und wird je nach der eigenen Zugauswahl mit Punkten belohnt oder auch nicht. Am Ende wird zusammengerechnet.

Oliver Reeh stellt in einem DVD-Clip eine attraktive aktuelle Kombination vor, und Peter Wells erläutert in seiner Strategie-Kolumne die Kunst der Königsführung. Zahlreiche Unterrichtseinheiten steuert auch der mitunter etwas konfuse, dabei aber stets sympathische Endspielexperte GM Karsten Müller bei. Eine böse Falle, in die man in der Eröffnung tappen kann, stellt der erfahrene ostdeutsche GM Rainer Knaak vor. Sogar mit der schließlich noch enthaltenen Werbung für Chessbaseprodukte im DVD-Format, die jeweils einen Probeclip enthalten, kann man etwas anfangen.

Nicht zu vergessen zuletzt noch die aktuellen Eröffnungsideen, die ebenfalls ausführlich analysiert werden, außerdem werden zahlreiche aktuelle Partien, auch analysiert, in diversen Datenbanken zur Verfügung gestellt.

Mein Fazit lautet also: Viel mehr Schach geht gar nicht. Unglaublich umfangreich und fundiert die vorhandenen Analysen, dazu noch unterhaltsam präsentiert, von mir eine Kaufempfehlung für jeden Vereinsspieler! Ein Tipp noch - im Abo ist es deutlich (ca. 20 Prozent) günstiger als im Einzelkauf. Wen der Preis von immerhin noch 99,70 Euro im Jahr abschreckt, findet aber gelegentlich auch bei Ebay z.B. die Nummern 115 und 116 zu einem ausprobierfreundlichem Preis!


Jan Hein Donner
The King
Chess Pieces
392 Seiten, 72 Diagramme, 13 Fotos, kartoniert, 2006.
Preis 27,95 Euro

Es hat Zeiten gegeben, da gab es noch keine Schachcomputer, oder aber nur solche, die den Top-Großmeistern allenfalls ein mildes, mitleidiges Lächeln abgewinnen konnten. Eine Zeit, in der Partien, die zu lange dauerten, noch als Hängepartien eingetütet wurden, und die Elite der Schachwelt unter Namen wie Bobby Fischer, Bent Larsen, Boris Spassky, Max Euwe und Michael Botwinnik firmierte.

Mit eben dieser Zeit beschäftigt sich das Buch "The King" des bekannten und im Jahre 1988 verstorbenen holländischen Großmeisters Jan Hein Donner. Donner war wie vielleicht kein anderer Großmeister seiner Zeit regelmäßig als Journalist für verschiedene holländische Tageszeitungen und Schachzeitschriften tätig. Dabei war sein Themenspektrum weitgefächert: Spontan fallen mir Essays darüber ein, warum Frauen kein Schach spielen können (oder zumindestens nicht so gut wie Männer), ein Bericht über eine vollkommen verregnete Open-Air- Lebendschachpartie irgendwo in Holland, die Nervenschlacht von Reykjavik, die Geschichte des Blindschach - man kann ohne wirklich zu übertreiben behaupten, daß sich diese Liste fast endlos fortsetzen ließe. Dabei nimmt Donner nie ein Blatt vor den Mund - er schreibt kritisch, manchmal polemisch, aber stets unterhaltsam, und läßt seiner eigenen Meinung dabei bedingunslos freien Lauf. Er polarisiert, und hat Spaß dabei. Das das nicht immer ein Abbild der Lesermeinung darstellt
darstellt ist klar - Donner bleibt aber in seiner Meinung interessant und nachvollziehbar, praktisch eine Einladung an den Leser, das gelesene für sich selbst in Frage zu stellen und zu reflektieren.

Das Buch aus dem New in Chess Verlag ist in englischer Sprache geschrieben. Es empfiehlt sich, ein Wörterbuch wenigstens zur Hand zu haben, ich würde behaupten, das man selbst mit sehr gutem Schulenglisch bei weitem nicht alles versteht, auch wenn sich vieles aus dem Zusammenhang ergibt. Es ist ein sprachlich recht anspruchsvolles Werk. Man hat lange damit zu tun, kann es aber gut lesen, da es sich um einzelne Essays handelt, die jeweils selten länger als 3 Seiten sind.

Mit freundlicher Genehmigung des New in Chess-Verlags hier noch ein kleiner Auszug aus diesem Buch. Hier haben wir die Liebeserklärung Donners an einen a-Bauern, der ihm schließlich in einer Partie, in der er zunächst schlechter stand, doch noch den Sieg beschert. Die Schlußstellung findet Ihr neben dem Text.


Dear pawn on a5,

sweet little thing, a rook's pawn you are, just one square is all you control.You´re so small, almost nothing and throughout the game you've been standing on your little place, but all that time my hope was built on you, and all my fearful hankering was for you. I did see you standing there, you little rascal. People thought, of course, it was the d5 pawn that it was all about, he drew their attention, they all looked at him, but you and I knew better, it was all about you, about you and you alone.You've been waiting, you naughty boy, not wanting to come on, because you knew that all the time I was only thinking of you and that you didn't have to do anythingat all, because I would be coming to you on of my own. Little rook's pawn, you´re free now. Go ahead, unspeakable bliss is waiting for you and me on a8. Thank you, you sweet little thing. I love you,

your King

Black resigns

aus: Schaakbulletin 40, Februar/März 1971


Jacob Aagaard
Practical Chess Defence
298 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2006.
Softcover, 24,95 Euro

Eigentlich ist es ja wichtig, im Schach um die Initiative zu spielen, aktiv zu spielen und möglichst den Gegner unter Druck zu setzen. Das einem das nicht immer gelingt, kann mal an der unterdurchschnittlichen eigenen Tagesform liegen, oder auch daran, daß der jeweilige Gegner einfach ein guter Spieler ist.

Für solche Fälle, in denen man sich in schwieriger Stellung verteidigen muß, gibt es nun ein neues Buch aus dem schwedischen Quality Chess Verlag, geschrieben von dem bekannten Großmeister und Schachpublizisten Jacob Aagaard. Er ist ein sehr erfahrener Spieler, der schon viele Werke sowohl im Buch als auch im DVD-Format (u.a. Eröffnungswerke über die damenindische und nimzoindische Verteidigung) veröffentlicht und sich so schon einen Namen gemacht hat.

Sein neuestes Werk enthält zunächst einen Lehrbuchteil, in dem verschiedene Motive der Verteidigung erläutert werden. Die Beispiele hierzu sind sehr sorgfältig ausgewählt und gründlich, wie der Autor betont, auch mit Fritz 9 geprüft worden. Hier kann man sich mit bestimmten Prinzipien und Motiven (Züge eliminieren etc., überraschende Verteidigungen, Pattverteidigungen) vertraut machen. Daran anschließend kommt ein Übungsteil, der in verschiedene Schwierigkeitslevel (Warming Up, Level 1, 2 und 3) untergliedert ist. Die Lösungen werden ausführlichst erläutert und haben dadurch einen großen Lerneffekt. Zu betonen ist aber, daß der Schwierigkeitsgrad der enthaltenen Aufgaben meines Ermessens recht hoch angesiedelt ist. Es sind keine Aufgaben dabei, die man mal "eben mal" so löst, wie das ja z. B. bei Aufgaben in Programmzeitschriften wie der Prisma oder Hörzu, oder aber bei der Sonntagsbeilage der Welt am Sonntag oft der Fall ist. Man muß schon ausführlich schauen und analysieren, deshalb sollte man schon über eine gewisse Spielstärke, ich denke ca. DWZ 1700, verfügen. Außerdem benötigt man noch Englischkenntnisse, um auch die wunderbaren Kommentare zwischen fundiert und flapsig genießen zu können. So fragt er schon mal seine 12-jährigen Schüler, wenn sie einen unmotivierten Lösungsvorschlag machen: Would you bet your pinkie on this? Auch durch diesen Unterhaltungswert sollte der Lerneffekt bei einem aufmerksamen Studium um so höher sein.

Fazit: Ein hervorragendes Buch für Spieler mit Englischkenntnissen, von
mir absolut eine Kaufempfehlung!


Andrew Martin
The ABC of the Caro Kann
DVD-Box, 1. Auflage 2006.
26,95 Euro

Andrew Martin ist ein erfahrener englischer IM, der inzwischen zu den populärsten Schachtrainern überhaupt zählt. Seine (mitt)wöchentliche Radioshow auf dem Chessbase-Server hat mittlerweile zahlreiche Anhänger gefunden, hier stellt er in der Regel eine bunte Mischung aus aktuellen Partien und Klassikern, Buchrezensionen vor, auch ein Preisrätsel ist in der Regel mit dabei.

Sein neuestes Werk aus der Reihe fritz-trainer ist eine DVD-gestützte Anleitung zur Caro Kann Verteidigung. Andrew Martin hat bereits einiges an Literatur und DVD´s auf den Markt gebracht, und auch hier gelingt es ihm, in seinem freundlichen und unterhaltsamen Stil die Grundideen der Caro Kann Verteidigung zu erläutern. Das ganz läuft nach folgendem Schema: Je nach Wichtigkeit der jeweiligen Variante werden die Grundideen und wichtigsten Varianten anhand von einer oder mehreren aktuellen oder klassischen Partien erläutert. Zum lernen ist das 1a: Man kann sich voll auf das Geschehen auf dem Brett konzentrieren, und Andrew Martin erläutert Varianten und Ideen, wobei alles auf britische Weise very entertaining ist - nebenbei, die DVD erfordert natürlich Englischkenntnisse. Sollte man sich für diese Eröffnung begeistern können, kann man immer noch ein Buch kaufen und sich tiefer in den sicher auch bei der Caro Kann Verteidigung vorhandenen Variantendschungel einarbeiten.

Fazit: Hervorragend zur Einarbeitung in diese Eröffnung geeignet. Schachtraining at it´s best unterhaltsam präsentiert im DVD-Format.


John Cox
Dealing with d4 Deviations
Fighting Trompowsky, Torre, Colle etc.
144 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2005.
Softcover, ca. 20 Euro

Es gibt sie, die Spieler die nach 1. d4 Sf6 nicht mit 2. c4 fortsetzen. Das dröge Londoner System mit Sf3 und e3 ist ein Beispiel, kreative Spieler spielen gerne Trompowsky mit 2. Lg5, andere wiederum kommen mit dem Blackmar-Diemer-Gambit und ähnlichem um die Ecke.

Zur Vorbeugung gibt es seit einiger Zeit dieses interessante Buch in englischer Sprache, was allerdings keine großen Probleme bei normalen Schulenglischkenntnissen darstellt. Hier stellt IM John Cox für die meisten d4-Abweichungen eine etwas aggressivere und eine etwas ruhigere Behandlung des jeweiligen Systems vor. Der Variantenumfang ist angemessen und zu bewältigen, man wird nicht mit unendlichen Varianten erschlagen, einer der großen Vorteile dieses Buchs. Zu beachten ist, daß Königsindisch-Spieler hier nicht auf ihre Kosten kommen, meines Wissens wird hier nie ein königsindischer
Aufbau mit d6 und g6 vorgeschlagen. Für Königsindisch-Spieler gibt es ein ähnlich strukturiertes Buch von Joe Gallagher.

Ein Allheilmittel ist dieses Buch natürlich nicht, bzw. kann es dies beim behandelten Material auch nicht sein: Es leistet dennoch wertvolle Hilfe bei vielen unangenehmen Systemen, und man muß (erstmal) nur ein Buch kaufen.

Fazit: Kaufempfehlung für Spieler, die gewöhnlich d4 mit Sf6 beantworten. Interessant natürlich auch für d4-Eröffner, um Anregungen zu sammeln.


Mark Dworetski
Die Endspiel Universität
517 Seiten, gebunden, 3. bearbeitete Auflage 2006.
Hardcover, ca. 35 Euro


Nun zu einem der vielleicht bekanntesten und sicher auch bedeutensten Werken der Schachliteratur, daß in diesem Jahr in seiner mittlerweile 3. Auflage erschienen ist.

Hier geht es, wie es dem Titel zu entnehmen ist, um Endspiele: Alle wichtigen Prinzipien Endspiele betreffend werden hier erläutert, dabei gibt es je nach Wichtigkeit zahlreiche Beispiele, Studien, Partiefragmente und ausführliche Analysen. Das Buch ist so aufgebaut, daß das elementare Endspielwissen im Layout durch größere Schriftgröße hervorgehoben ist. Wer sich also zunächst hier austobt, um anschließend ins Detail zu gehen, hat gute Aussichten, zukünftig nicht mehr ganz so hilflos seine Endspiele bestreiten zu müssen. Einen einzigen Kritikpunkt habe ich bei diesem Buch: Man merkt an manchen Stellen doch recht deutlich, daß es sich um ein aus dem englischen übersetzten Werk handelt, die Übersetzung wird manchmal etwas holprig.

Fazit: Ein Klassiker der Schachliteratur der in das Bücherregal jedes ambitionierten Schachspielers gehört. Der hohe Preis ist gerechtfertigt, es ist eine repräsentative Ausgabe mit Hardcover in erstklassiger Qualität.


Jeroen Bosch
Schach ohne Scheuklappen 4
144 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2006
Softcover, bisher erschienen Band 1 - 5, 17,95 Euro

Schach ohne Scheuklappen ist eine liebenswerte kleine Serie mit ungewöhnlichen Eröffnungsideen aus dem New in chess-Verlag. Großmeister und andere Fachleute stellen hier in Essay-Form ungewöhnliche Varianten und wenig ausgetretene Pfade vor. Hier geht es nicht darum, den englischen Angriff der Najdorf-Variante im Sizilianer bis zum 24. Zug auswendig zu lernen, sondern Inspiration und dabei eine fundierte und analysierte Grundlage zu erhalten, seinen Gegner bereits in der Eröffnungsphase zu überraschen. Bisher sind 5 Bände erschienen, ich habe mir mal Band 4 ausgesucht - einen kleinen Auszug aus den Themen gefällig? Mit dabei sind die seltenen Alapin-Eröffnung 1. e4 e5 2. Se2, Skandinavisch mit 3. ...Dd8, das Bellon-Gambit, wenn Weiß das Wolga-Gambit nicht so gerne möchte, insgesamt werden pro Band ca. 15 bis 20 ungewöhnliche Varianten präsentiert, und in der Regel ist für jeden etwas interessantes dabei. Pluspunkte dieser Serie ist auf jeden Fall das sehr übersichtliche Layout, das sehr dem des New in
chess-Magazins ähnelt. Ein kleines Manko ist, das eine Variante mitunter schon mal etwas zu knapp abgehandelt wird, um sie wirklich ohne Bedenken direkt in einer Partie einsetzen zu können.

Fazit: Eine schöne Sache für innovative und offene Spieler, die gerne auch mal etwas neues ausprobieren und vielleicht auch ihren Gegner überraschen möchten.



Karsten Müller
Schachendspiele - Teil 3
Schwerfigurenendspiele
DVD-Box, 2006. 29,95 Euro

Karsten Müller hat nun den 3. Teil seiner Endspielreihe auf den Markt gebracht. Der 3. Teil beschäftigt sich ausführlichst mit Schwerfigurenendspielen aller Art. Dame gegen Turm oder 2 Türme werden ebenso berücksichtigt wie Turm gegen Läufer oder Springer, "normale" Damenendspiele in allen möglichen Varianten mit und ohne Bauern auf beiden Seiten.

Grundsätzlich gilt im wesentlichen das gleiche wie für den 2. Teil dieser Reihe - die DVD´s ermöglichen es, auf unterhaltsame Weise sein Endspielwissen zu verbessern. Der Kommentar eines der größten Endspielexperten überhaupt, Karsten Müller, befindet sich wie gewohnt irgendwo im Schwingkreis zwischen fundierten Analysen und auch einer gewissen Portion Schachwahnsinn.

Fazit: Unbedingt kaufenswert und bei ausführlichem Studium für jeden Vereinsspieler ein Gewinn!


Karsten Müller - Schachendspiele 2 - Turmendspiele

Karsten Müller legt mit dieser DVD die zweite Ausgabe seiner Endspiel-Reihe vor. Hier geht es diesmal um die Turmendspiele, wobei verschiedene Konstellationen wie Turm gegen ein oder zwei Bauern, Turm und Bauer gegen Turm etc. beleuchtet werden. Im DVD-Format ist dies um ein vielfaches unterhaltsamer als beim Buchstudium, wo ich mich (und sicher nicht nur ich) naturgemäß sehr schwer tue. Die Endspiele sind didaktisch gut gegliedert, zunächst mit elementaren Sachen wie der Lucena- und der Philidor-Stellung und dann anspruchsvoller werdend. Das nachvollziehen und erlernen der einzelnen Techniken fällt relativ leicht und ist zudem noch recht unterhaltsam. Kritisch anzumerken wäre, das man sich im Inhaltsverzeichnis eine genauere Beschreibung der jeweils besprochenen Stellung gewünscht hätte, so hat man beispielsweise 8 x den Punkt Turm und Bauer gegen Turm, wenn man aber nicht alles hintereinander weg schaut, kann es passieren, das man beim nächsten Anschauen der DVD nicht mehr weiß, wo man war, und erst den richtigen Clip suchen muß. Außerdem wären Zeitangaben bei den Clips hilfreich gewesen. Zur Kommentierung von Karsten Müller muß man sagen, daß sie manchmal zu schnell ist, die Figuren also etwas zu schnell über das Brett fliegen, um die Pointen sofort nachzuvollziehen. Bisweilen wirkt der Kommentar auch etwas hektisch. Die optische Selbstdarstellung des Kommentators ist sicher auch als verbesserungswürdig zu bezeichnen - aber dies nur am Rande, was bleibt ist eine auf jeden Fall lohnende DVD eines der größten Endspielexperten derzeit überhaupt, die eine gute Einführung in die Turmendspiele bietet und nach meinem Ermessen für Spieler mit einer DWZ bis ca. 1900/2000 unbedingt geeignet ist.

Mario Ortpaul


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